Schauacker Brentjong
Der Naturpark Pfyn-Finges setzt sich für die Aufwertung und Erhaltung der traditionellen Kultur- und Naturlandschaft ein. In Brentjong setzt er Impulse mit seinem Schauacker: Die seltenen Arten der Ackerbegleitflora werden dort gezielt gefördert und erhalten. Der Acker ist für Interessierte frei zugänglich.
Acker-Gelbstern (Gagea villosa) – Frühlingsbote
Das wunderschöne Liliengewächs ist durch chemische Unkrautbekämpfung in seinem Bestand stark gefährdet. Dabei macht der Acker-Goldstern seinem Namen alle Ehre. Bereits im März öffnen sich seine gelben Blüten und strecken sich der Sonne entgegen – eine Augenweide.
Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis) – Verwechslungsgefahr
Früher wurde der Begriff „Hund“ dem Namen einer Pflanze vorangestellt, wenn man sie meiden sollte. Auch bei der Acker-Hundskamille ist Vorsicht geboten. Obwohl sie der echten Kamille sehr ähnlich sieht, hat sie keine Heilwirkung, keinen typischen Kamille Geruch und kann sogar Allergien auslösen.
Acker-Mannsschild (Androsace maxima L.) – Ein unauffälliger Einzelgänger
Der Acker-Mannschild blüht sehr früh im Jahr. Seine Blüten sind weiss und unauffällig. Die Pflanze liebt die lückigen Ränder der Felder, da sie im Innern des Getreidebestandes zu wenig Licht hat. Aus den im Herbst gebildeten Blattrosetten wachsen im Frühjahr etwa 10 cm hohe Blütenstängel. Die entwickelten Samen fallen zu Boden und die Pflanze stirbt danach ab.
Acker-Rittersporn (Consolida regalis Gray) - Der blaue Spätzünder
Die intensiv blauen Blüten des Acker-Rittersporns prägen die abgeernteten Getreidefelder. Beim Mähen des Getreides werden die Pflanzen zurückgeschnitten und es entwickeln sich neue Blütenzweige. Damit der Acker-Rittersporn versamen kann, dürfen die Felder erst einige Wochen nach der Ernte umgebrochen werden. Der Name Rittersporn leitet sich von der Form (Sporn) des hintersten Blütenhüllblattes ab.
Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis L.) - Sein Cousin ist Gold wert
Die Blüte des Acker-Schwarzkümmel besteht aus Kelchblättern, schalenförmigen Honigblättern und zahlreichen Staubblättern. An einem sonnigen Tag duften die Blüten intensiv. Da die Samen erst im September reif sind, dürfen die Stoppelfelder erst spät bearbeitet werden. Die Pflanze ist mit dem Echten Schwarzkümmel verwandt, der im Orient als Gewürz verwendet wird.
Erdkastanie (Bunium bulbocastanum) – Die heimische Paranuss
Geschmacklich erinnert die Erdkastanie an die exotischen Paranüsse. Die kugelige Knolle eignet sich bestens für den Verzehr. Während die in der Erde versteckte Knolle auf dem Teller schmeckt, schmücken ihre weissen Blüten jeden Blumenstrauss. Ein Genuss für den Magen und das Auge!
Feuerrotes Blutströpfchen (Adonis flammea Jacq) - Wenn aus Schmerzen Schönheit wird
Die Blüten sind dunkelrot und der Stängel am Grund weich behaart (Sommer-Adonis Stängel: am Grund kahl). Die Samen können jahrelang im Boden ruhen und bei günstigen Bedingungen keimen. Nach der griechischen Sage sollen Adonisröschen aus den Tränen der Aphrodite entsprossen sein, als diese den Tod des Adonis beweinte. Das Blut des sterbenden Adonis färbte dann die Blüten rot.
Gelber Günsel (Ajuga chamaepitys) – Der interessierte Gourmet
Die Blüten des gelben Günsels wirken wie eine grosse Zunge, die etwas Neues erschmecken möchte. Das Bild wird von seinen langen dünnen, behaarten Blättern abgerundet. Diese wirken wie eine in alle Richtungen abstehende Frisur über den Blüten. Was für ein verrückter kleiner Günsel.
Kornblume (Centaurea cyanus) – Die Verzauberte
Cyan – ein Blauton aus dem Nahen Osten. Durch den dunkleren Blütenmittelteil wirkt die Pflanze mystisch – als ob man wie durch eine Zauberkugel in seine eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehen könnte. Deshalb spielt die Kornblume in der Mythologie und noch heute bei vielen Bräuchen eine wichtige Rolle.
Kornrade (Agrostemma githago L.) – Immer ein Kopf grösser
Blüten sind dunkelrosa und an einem sehr langen Stängel. Dies ist eine Anpassung um das Wintergetreide zu überragen. Der Entwicklungsrhythmus der Kornrade ist sehr ähnlich wie der des Wintergetreides. Im Sommergetreide wird die Kornrade zu spät reif und kann deshalb nur schlecht versamen. Die Samen sind leicht giftig und müssen aus der Getreideernte entfernt werden (Saatgutreinigung).
Moderner Roggen – Der standfeste Zeitgenosse
Heute wird die gesamte Arbeit auf den Äckern mit Maschinen erledigt und mehr Dünger steht zur Verfügung. Moderne Getreidesorten müssen daran angepasst sein. Sie sind daher kurz, standfest und wenig winterhart. Um den Ertrag zu erhöhen sind die Halme kürzer, die Ähren länger und die Körner grösser. Dadurch dringt weniger Licht durch und die Ackerbegleitflora verschwindet.
Möhren-Haftdolde (Caucalis platycarpos) – Der blinde Passagier
Ihre weissen Blüten lassen die Pflanze unschuldig erscheinen. Doch sind ihre Früchte mit 4 Reihen aus Stacheln besetzt, welche an der Spitze hakig gebogen sind. Die Möhren-Haftdolde lässt sich vorwiegend auf trockenen Äckern und kalkigen Böden nieder. Dort spriesst sie bis zu 30 cm in die Höhe. Die Samen reisen wie blinde Passagiere auf einem Tierfell oder an unseren Socken zu neuen Standorten.
Ranken-Platterbse (Lathyrus aphaca) – Die Ungeniessbare
Diese zarte Pflanze besteht praktisch nur aus Nebenblättern und Ranken. Dabei schlängeln sich die Blätter schützend um den kahlen Stängel. Hie und da scheint eine goldene Blüte aus dem Grün hervor, die sich in flache Hülsenfrüchte mit giftigen Samen verwandelt.
Rauhaariger Eibisch (Althaea hirsuta) – Die Ballkönigin
Der Rauhaarige Eibisch mag auf den ersten Blick seinem Namen alle Ehre machen. Er wirkt ungezähmt, wild und wie es der Name schon sagt rau. Nicht gerade eine Pflanze, die man gerne mitnehmen würde. Doch sobald sie ihre sanft lila gefärbten Blüten entfaltet, zeigt sie sich von ihrer besten Seite und erinnert an Seide. Könnte man doch nur mit ihren Blüten Wolle spinnen…
Rundblättriges Hasenohr (Bupleurum rotundifolium) – Seltene Eleganz
Das rundblättrige Hasenohr blüht im Sommer zwischen Juni und Juli. Seine eleganten gelben Blüten setzen sich in Szene. Die Pflanze bevorzugt sonnige Plätze auf offenen Böden und wächst dort bis zu 60 cm hoch. Leider ist sie in der Schweiz sehr selten geworden und stark gefährdet. Gerade Wildbienen vermissen diese wichtige Futterpflanze.
Sand-Mohn (Papaver argemone L.) - Er findet Lösungen
Der Sand-Mohn hat kleinere Blüten als der Klatsch-Mohn. Der Stängel ist oft reich verzweigt mit mehreren Blüten, deshalb blüht er über eine längere Zeit. Bei engen Platzverhältnissen bleibt die Pflanze klein und macht nur wenige Blüten. Dies ist eine Anpassung an die Bedingungen in einem Getreidefeld; so kann die Pflanze trotzdem blühen, Samen produzieren und so ihre Fortpflanzung sichern.
Sommer-Blutströpfchen (Adonis aestivalis) – Griechische Schönheit
Im Getreidefeld beheimatet, sticht das Sommer-Blutströpfchen geradezu heraus. Als wollte es mit Aphrodite selbst in Konkurrenz treten. Sein kahler Stängel lässt die Blüte bis zu 50 cm über dem Erdboden thronen. Anders als beim feuerroten Blutströpfchen sind die Blütenblätter viel breiter und wirken dadurch voller. Krönend wirken ihre orangeroten Blüten mit dunklerem Grund. Eine wahre Schönheit.
Spatzenzunge (Thymelaea passerina (L.) Coss. & Germ.) - Der Wert selten zu sein
Unscheinbare Pflanze mit kleinen, gelblichen Blüten. Die Blüte besteht nur aus dem Kelchbecher. Die Pflanze erscheint erst spät im Frühjahr und sie braucht magere, sonnige Standorte. Deshalb gedeiht sie nur in lückigen Getreidefeldern, am besten am Rand. Die Spatzenzunge ist vom Aussterben bedroht und kommt in Brentjong nur noch an wenigen Orten vor.
Walliser Roggen – z‘ Choru der Einheimischen
Der Walliser Roggen stellt wenig Ansprüche an Boden und Klima. Hier in den Leuker Sonnenbergen lagen die obersten Roggenfelder auf 1600 m ü. M. Die alten Roggensorten des Wallis werden bis zu 2 m hoch, sind wenig standfest, sehr winterhart, haben ein ausgedehntes Wurzelwerk und gelbe Körner. Zwischen den Halmen kommt viel Licht durch, ideal für die Ackerbegleitflora. Zudem sind sie früher reif als moderne Sorten.