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Abb. 1: Mit der Morgendämmerung erwacht nicht nur das Vogelkonzert im Sonderwaldreservat Pfynwald. Auch die über 100 Schafe stimmen blökend ein.Abb. 1: Mit der Morgendämmerung erwacht nicht nur das Vogelkonzert im Sonderwaldreservat Pfynwald. Auch die über 100 Schafe stimmen blökend ein.

Abb. 1: Mit der Morgendämmerung erwacht nicht nur das Vogelkonzert im Sonderwaldreservat Pfynwald. Auch die über 100 Schafe stimmen blökend ein.

Abb. 1: Mit der Morgendämmerung erwacht nicht nur das Vogelkonzert im Sonderwaldreservat Pfynwald. Auch die über 100 Schafe stimmen blökend ein. Weitere ihrer Artgenossen und andere Nutztiere setzt der Naturpark Pfyn-Finges für seine ökologischen Flächenziele auch in der inneralpinen Felsensteppen bei Leuk ein (Foto: Sarah Müri).

Zwölf braune Ziegen in der Felsensteppe auf trockenem Gras.Abb. 3: Landschaftspflege mit Ziegen in der Felsensteppe

Abb. 3: Landschaftspflege mit Ziegen in der Felsensteppe

Karte des Region Pfynwald mit den BeweidugszonenAbb. 2: Im Herzen des Naturpark Pfyn-Finges liegen die zwei Beweidungsprojekte.

Abb. 2: Im Herzen des Naturpark Pfyn-Finges liegen die zwei Beweidungsprojekte.

Abb. 4: Manueller Eingriff mit einer Freiwilligengruppe auf einer Beweidungsfläche im Sonderwaldreservat PfynwaldAbb. 4: Manueller Eingriff mit einer Freiwilligengruppe auf einer Beweidungsfläche im Sonderwaldreservat Pfynwald

Abb. 4: Manueller Eingriff mit einer Freiwilligengruppe auf einer Beweidungsfläche im Sonderwaldreservat Pfynwald

 (Foto: Alexandra Erbach)

Tierische Landschaftspflege: Beweidung im Naturpark Pfyn-Finges

Seit über 10 Jahren sorg der Naturpark Pfyn-Finges für eine extensive Beweidung der wertvollen inneralpinen Felsensteppen rund um die Feschelschlucht bei Leuk im Kanton Wallis. Aus faunistischer und floristischer Sicht ist dieses Gebiet, teils geschützte Trockenwiesen und -weiden TWW, einmalig. Zudem übernahm der Naturpark Pfyn-Finges ab 2020 die Aufgabe, einen Teil der geöffneten Flächen im Sonderwaldreservat Pfynwald mittels Beweidung offen zu halten und so das Ziel ‘Lichter Wald’ zu fördern. Bei der Koordination, Überwachung und Begleitung der Beweidungsprojekte ist das Hauptziel immer die Erhaltung und Aufwertung der einmaligen, wertvollen Natur- und Kulturlandschaft. Dabei arbeitet der Naturpark Pfyn-Finges eng mit lokalen Bewirtschaftern und Partner zusammen. Mit dem Aufbau eines Best-Practice Formats sollen die bereits gewonnenen Erfahrungen und Kontakte festgehalten werden. 

Der Naturpark Pfyn-Finges hat klare Aufgaben und Ziele: Er erhält und pflegt die wertvollen Kultur- und Naturlandschaften, sensibilisiert Einheimische, wie Gäste für ökologische, kulturelle, historische und wirtschaftliche Besonderheiten der Region und fördert damit deren enkeltaugliche Entwicklung.

2013 erhielten die zwölf Parkgemeinden zwischen Sierre und Gampel deshalb die Auszeichnung «Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung». Mit der Geschäftsstelle des Naturparks Pfyn-Finges haben die Parkgemeinden das ideale Instrument, um langfristige und enkeltaugliche Projekte umzusetzen. 

Aufbau und Organisation der Beweidungsprojekte

Die Geschäftsstelle des Naturparks koordiniert und begleitet aktuell zwei Beweidungsprojekte: die inneralpine Felsensteppe rund um die Feschelschlucht und die Sonderwaldreservatsflächen im Pfynwald im Sektor des Illbachkegels (Abb. 2).

Um die vielfältigen Flächen langfristig zu erhalten und die Biodiversität zu fördern, galt es in den ersten Jahren auch diverse Konflikte durch die unterschiedlichen Nutzer dieser Landschaft nachhaltig zu lösen. So wurde die Nutzung mit Bewirtschaftern, Jägern, Forstbetrieb, Bodenbesitzer, Hundetraining koordiniert, die Ansprüche der Weidetiere ins Beweidungskonzept integriert und eine Kontrolle der Flächenziele aufgestellt. 

Bei beiden Beweidungsprojekten arbeitet der Naturpark Pfyn-Finges mit verschiedenen lokalen Institutionen und Personen sowie verschiedenen Nutztieren (verschiedene Schaf- und Ziegenrassen, Galloways, Esel und Ponys; Abb. 3). Jede Nutztierrasse hat ihre Stärken und Schwächen. Um die Beweidungsziele optimal zu erreichen, werden die Beweidungsflächen deshalb jedes Jahr neu definiert und den Bewirtschaftern zugeteilt. 

Eine erste Flächenkontrolle erfolgt vor dem Beginn der Beweidungen. Der Zustand jeder einzelnen Koppel wird jährlich mittels festgelegten Fotostandorten dokumentiert. Während die Nutztiere in den Flächen sind, wird durch mehrmalige Feldbegehungen der Stand der Beweidung beobachtet, begleitet und entsprechend den Flächenzielen koordiniert. Dafür steht das Personal des Naturparks in ständigem Austausch mit den Bewirtschaftern. Die Herausforderungen unterscheiden sich in beiden Gebieten stark, obwohl das Hauptziel dasselbe ist, nämlich die Offenhaltung der Landschaft. Die Gebiete innerhalb des Pfynwalds - nordexponiert im Schatten des Illhorns gelegen – verzeichnen einen viel stärkeren jährlichen Vegetations-Zuwachs als die südexponierten inneralpinen Felsensteppen. Hier konnte der Naturpark dank der finanziellen Unterstützung durch die Schweizerische Vogelwarte über ihr neues, langjähriges Grossprojekt «Aufschwung für die Vogelwelt» bereits einen Teil der Koppeln mit fixen einheimischen Holzpfosten ausstatten. Dies erleichtert das Zäunen für die Bewirtschafter massgeblich. 

Um die jeweiligen Flächenziele zu erhalten zeigt die Erfahrung, dass ein stetiges Zusammenspiel von angepasster Beweidung (Beweidungsdauer, Beweidungsdruck, Tierart) und ergänzender Pflege der Flächen durch manuelle Eingriffe optimal ist. Je nach Lebensraum und Dauer des Beweidungsprojektes fallen diese stärker oder schwächer aus. Auf gut wüchsigen Standorten sind regelmässige ergänzende Entbuschungsmassnahmen unentbehrlich (Abb. 4). Auf sehr langsam wüchsigen Standorten, wie beispielsweise der Felsensteppe, können die Abstände zwischen den Eingriffen deutlich grösser ausfallen. Die jeweiligen Arbeiten und Beobachtungen werden laufend dokumentiert. 

Monitorings 

Die Schweizerische Vogelwarte unterstützt die fachliche Projektbetreuung seit den ersten Beweidungsversuchen und wird im Jahr 2023 erneut die Brutvögel im Gebiet der Felsensteppe erheben. Durch den Vergleich mit früheren Aufnahmen (2013, 2015), erhofft sie sich die positiven Effekte der Beweidung auf Prioritätsarten wie der Heidelerche aufzudecken. Im Waldreservat Pfynwald- Bois de Finges wurde seit 2008 noch vor den ersten Eingriffen zur Förderung der Biodiversität ein Monitoring ausgeführt, um anhand des Ausgangszustands die qualitativen und quantitative Veränderungen zu dokumentieren. 2021 wurden die Vegetationskartierungen, Heuschrecken- und Schmetterlingsmonitoring nach der vorgegebenen Methodik erneut durchgeführt. Leider fehlen bis anhin Aufnahmepunkte / Transekte auf den Beweidungsflächen und so kann über ihre Entwicklung keine Aussage gemacht werden. Eine Anpassung der Erhebungsstandorte soll deshalb durch die entsprechende Dienststelle des Kantons Wallis geprüft werden. 

Best-Practice Format

Ziel des Best-Practice Format ist eine Zusammenfassung der Erfahrungen aus beiden Beweidungsprojekten Felsensteppe und Lichter Wald. Das erworbene Wissen kann so festgehalten und weitergegeben werden. Gleichzeitig soll es den Anstoss geben, das vorhandene Knowhow mit Erfahrungen aus anderen Beweidungsprojekten zu ergänzen und damit das eigene Beweidungsprojekt zu optimieren. 

In dieser Hinsicht werden auch ein Expertenaustausch und ein «Tag der offenen Weiden» stattfinden. Letzterer wurde von Schäfern aus Deutschland entwickelt, um die Öffentlichkeit besser für ihre Arbeit zu sensibilisieren. Der Bevölkerung wird gezeigt, welch wichtiger Beitrag die Beweidung mit den Tieren für die Biodiversität leistet. Auch im hochfrequentierten Naherholungsgebiet Pfynwald bietet diese Variante eine gute Ergänzung zu bestehenden Massnahmen, Einheimische und Gäste zu informieren und zu sensibilisieren. 

Finanzierung 

Da die Projektflächen nicht in Landwirtschaftszonen liegen, können hier auch keine Beweidungs-Beiträge von der kantonalen Dienststelle für Landwirtschaft bezogen werden. Zur Erhaltung und Förderung der ökologisch ausgesprochen wertvollen Flächen bedarf es andere Geldgeber. Aktuell werden die Beweidungsprojekte des Naturparks Pfyn-Finges von Bund, dem Kanton Wallis, der Schweizerischen Vogelwarte und dem Gemeinnützigem Fonds des Kanton Zürich finanziert. 

Dieser Artikel ist im N+L Inside 3/22 erschienen.

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Abb. 1: Mit der Morgendämmerung erwacht nicht nur das Vogelkonzert im Sonderwaldreservat Pfynwald. Auch die über 100 Schafe stimmen blökend ein.Abb. 1: Mit der Morgendämmerung erwacht nicht nur das Vogelkonzert im Sonderwaldreservat Pfynwald. Auch die über 100 Schafe stimmen blökend ein.

Abb. 1: Mit der Morgendämmerung erwacht nicht nur das Vogelkonzert im Sonderwaldreservat Pfynwald. Auch die über 100 Schafe stimmen blökend ein.

Abb. 1: Mit der Morgendämmerung erwacht nicht nur das Vogelkonzert im Sonderwaldreservat Pfynwald. Auch die über 100 Schafe stimmen blökend ein. Weitere ihrer Artgenossen und andere Nutztiere setzt der Naturpark Pfyn-Finges für seine ökologischen Flächenziele auch in der inneralpinen Felsensteppen bei Leuk ein (Foto: Sarah Müri).

Zwölf braune Ziegen in der Felsensteppe auf trockenem Gras.Abb. 3: Landschaftspflege mit Ziegen in der Felsensteppe

Abb. 3: Landschaftspflege mit Ziegen in der Felsensteppe

Karte des Region Pfynwald mit den BeweidugszonenAbb. 2: Im Herzen des Naturpark Pfyn-Finges liegen die zwei Beweidungsprojekte.

Abb. 2: Im Herzen des Naturpark Pfyn-Finges liegen die zwei Beweidungsprojekte.

Abb. 4: Manueller Eingriff mit einer Freiwilligengruppe auf einer Beweidungsfläche im Sonderwaldreservat PfynwaldAbb. 4: Manueller Eingriff mit einer Freiwilligengruppe auf einer Beweidungsfläche im Sonderwaldreservat Pfynwald

Abb. 4: Manueller Eingriff mit einer Freiwilligengruppe auf einer Beweidungsfläche im Sonderwaldreservat Pfynwald

 (Foto: Alexandra Erbach)